A bed is a serious place
Performanceinstallation mit Publikumsbeteiligung
31. Juli bis 23. August 2020
NonStopScheiner, Opernring, Graz
Ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark / Museum Joanneum
Social Distancing, strenge Hygieneregeln, Kontakt über digitale Kanäle, Überwachung. Mit der Pandemie der kleinen Kronen bröckeln die Freiheiten einzelner Menschen und ganzer Gesellschaften. Der erzwungene Rückzug in die eigenen vier Wände korrespondiert mit dem Gefühl, das viele Menschen bereits lange vor Corona hatten; Latente Bedrohungen, Überforderung angesichts einer immer rasenderen Globalisierung. Der Rückzug in die eigene Wohnung und die „Vermeidung“ direkter, persönlicher Kontakte mit Hilfe der digitalen Medien sind Phänomene einer Zeit, der die Basis abhanden gekommen scheint. Angst beherrscht das Leben vieler, Angst vor einer Zukunft, die durch wissenschaftliche Erkenntnis immer besser vorhersehbar ist und gleichzeitig immer bedrohlicher wird.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht ein großes Doppelbett, wie aus einem Schlafzimmer geschnitten. Dieses Objekt, auf dem die gesamte Performance stattfindet, wird auf der Fläche des Pavillons, zwischen Sitzbänken und Monitor aufgestellt. Es ist ein Bett aus dem Möbelhaus, das von mir noch einige zusätzliche und für die Performance notwendige Adaptionen erhält.
Performance Phase 1 // Eine Woche lang lade ich Passantinnen und Passanten, Besucherinnen und Besucher dazu ein, zu mir ins Bett zu steigen. Jede und jeder kann sich für eine frei gewählte Zeit neben mich legen oder setzen und mit mir über Gott und die Welt reden. Es liegt dabei am meinem Gegenüber (und vielleicht auch an gesetzlichen Regelungen), welche Stufen der Distanz eingehalten werden. Das große Bett gewährleistet, falls notwendig, einen mehr als ein Meter großen Sicherheitsabstand. Ein Mund-Nasenschutz wäre ebenso möglich. Andererseits können auch körperlich nähere „Beziehungen“ entstehen, wenn mein Gegenüber das aktiv so unternimmt.
Das Bett ist eine Woche lang mein Aufenthaltsort, ich verlasse es nur zum Waschen und zum Toilettengang. Tag und Nacht lebe ich darin, bin jederzeit für die Menschen um mich herum verfügbar. Hier können alle möglichen Gespräche/Tätigkeiten/Handlungen passieren.
Eine über dem Objekt montierte Überwachungskamera zeichnet alle darin stattfindenden Aktivitäten auf und überträgt diese in Echtzeit auf den vor dem Bett stehenden Monitor. In der Vogelperspektive entsteht ein verändertes Bild und Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, die Performance doppelt und aus zwei Perspektiven zu beobachten. Die Privatheit verschwindet, alles wird öffentlich und direkt erlebbar. Der gläserne Mensch liegt da und hat noch seinen Spaß daran.
Performance Phase 2 // Nach einer Woche verlasse ich das Bett und übergebe es eine weitere Woche lang der Öffentlichkeit. Als Objekt im öffentlichen Raum kann das nun leere Bett von jeder und jedem frei genutzt werden. Die Überwachungskamera zeichnet weiterhin alle Aktivitäten auf, die vom Monitor in Echtzeit übertragen werden. Was passiert nun im Bett, was in der ersten Phase nicht passiert ist oder was passiert nun nicht? Wie entwickelt sich dieses Objekt weiter? Wird es auseinandergenommen, als Nachtquartier genutzt oder dient es als Chill-Out-Zone für Jugendliche?
A bed is a serious place / C‑Print / 146 x 265 cm / 2020